Les Seraphines die Musik

Die Komponistin und Musikerin Bettina Hartl lässt sich in ihren Kompositionen von zwei Hauptströmungen unserer Musikgeschichte inspirieren. Zum Einen widmet sie sich der Epoche des Frühbarock mit seinen auffälligen Charakteristika einer Aufbruchsstimmung, Aktualität und Wahrhaftigkeit, die sich in einer ungewöhnlichen Komplexität unzähliger Modulationen, Gleichberechtigung der Stimmen, unangestrengter Virtuosität sowie in dieser Form erstmals auftretenden Dissonanzen äußert.


Später führte sie der Weg zur Sufimusik. Darin zeigen sich die ewigen kosmischen Gesetze, die sich in den Kreisläufen der Planeten- und Sternenbahnen wie auch in den Rhythmen und Zyklen der Natur widerspiegeln und im Ein- und Ausatmen der Musik, in der aufbrechenden Fülle der Klänge wie auch in der Stille eines einzigen Tones ein All-Eins-Sein erfahren lassen.


Im Erspüren dieser beiden kulturellen Ansätze erforscht Hartl Verbindungen und Gegensätze, die gemeinsame Wurzeln erahnen lassen. So vereint sie ihre eigene barockisierte Musik mit neuen Arrangements eines Claudio Monteverdi und stellt sie ihren der indischen und persischen Sufimusik nachempfundenen Kompositionen gegenüber. Daneben lässt sie Elemente keltischer Musik einfließen.


Ihre Kompositionen weisen eine Vielfalt an Formen und Stilen auf. Hartl schreibt Liebeslieder, barockisierte Ciacconas, schamanisch anmutende Musik und Filmmusiken. In ihrer Musik öffnet sie Raum für Improvisation und spielt mit der Verbindung von fester Form und Experiment. Neben klassischen Instrumentationen schreibt sie auch für ungewöhnliche Besetzungen und führt Instrumente zusammen, die sich selten begegnen. Entsprechend der Energie und Sprache einer Komposition lässt Hartl ihre Liedtexte in unterschiedliche Sprachen übersetzen und verwendet zudem Phantasiesprache.

 

 

Inspirationen und Hintergründe

Etwa um 1600 gab es unabhängig voneinander im Abend-, wie auch im Morgenland einen musikalischen Aufbruch, der heute mehr denn je an Aktualität und Zeitlosigkeit gewonnen hat.


In Europa erlebte die Musik mit Claudio Monteverdi, dem damaligen Avantgardisten seiner Zeit, einen Durchbruch in unserer abendländischen Musikgeschichte und läutete somit den Wechsel von der Renaissance zum Frühbarock, der sogenannten Alten Musik, ein.

Fast parallel entwickelte sich auf dem indischen Subkontinent an den Höfen des Mogulreiches die  'nordindische klassische Musik', die stark vom persischen Raum beeinflusst wurde, da viele Musiker durch das Musikverbot des Islam im eigenen Land nach Indien auswanderten und damit den indischen Stil maßgeblich mitprägten. Sie wiederum brachten die Sufi-Musik mit, was zu einem gegenseitigen kulturellen Austausch führte.

Pioniere wie Nikolaus Harnoncourt entdeckten die Alte Musik in den 50-er Jahren wieder neu und schufen damit einen revolutionären Aufschwung dieser Epoche nach über 300 Jahren Vergessenheit. Zeitgleich kam die Welle der indischen klassischen Musik mit bedeutenden Vertretern wie Ravi Shankar nach Europa und fusionierte sich mit westlichen Einflüssen. Daraus entstand das neue Bild des 'Weltmusikers'.